LUCA PRÖGLHÖF RACING
– E-Motorsport im Aufwind 

Geführt am 23. Juli 2024, mit aktuellen Updates
Interviewpartner: Karl Breitenseher (KB)
Katrin Pröglhöf  (KP)

(KB) Lieber Luca, du bist ja derzeit im E-Rallye Sport voll auf Erfolgskurs! Wirklich tolle Leistungen, die sich da aneinander reihen. Und du als Sittendorfer rückst dadurch auch unsere Gemeinde Wienerwald mehr ins Rampenlicht und machst uns stolz.
Wann ist bei dir eigentlich zum ersten Mal der Wunsch aufgekeimt, professionell in den (E- ) Motorsport einzusteigen?

Ja, ich bin damit aufgewachsen! Ich bin die 3. Generation in der Familie, die wirklich aktiv Motorsport betreibt. Opa ist bereits gefahren, Papa ist bereits gefahren – jetzt bin ich endlich an der Reihe. Aber nachdem ich nicht mit dem Goldenen Löffel aufgezogen worden war, war die Aussage vom Papa: Eine Rallye werden wir für dich finanzieren können, das ist kein Problem. Wenn du den Sport wirklich professionell betreiben willst, musst du dann schauen, wie kommst du an Sponsoren heran, wie kommen wir an ein Auto heran um wirklich viele Kilometer fahren zu können.
Es gab also vollen Support von der Familie, und so hab ich dann 2018 den Ford Racing Rookie Bewerb gewonnen – das war ein Meilenstein bzw. der Einstieg in den Rallye-Sport – denn da hat man ein rennfertiges Auto gewinnen können. Das war ein österreichweiter Bewerb mit über 6oo Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Ich war damals 17 Jahre alt. Das war sozusagen ein Sprungbrett. Da hab ich einmal ein Auto gehabt, mit dem man beginnen konnte. Und dann hab ich damals, weil das eben mein Ansatz und mein Wunsch war, als Fahrer junge Gesichter in den Sport zu bringen, das
Rookie Rallye Team gegründet. Da war damals keiner älter als 22 Jahre, vom Marketing bis zum Fahrer. Einzige Ausnahme war der Beifahrer, da haben wir gesagt, brauchen wir jemanden mit Erfahrung – und so bin ich tatsächlich in den Rallye Sport gekommen. Und dass ich jetzt in den professionellen E-Sport gekommen bin und unter Manfred Stohl unter Vertrag zu fahren (ehem. Österr. Rallye Weltmeister, Anm.), war eigentlich reiner Zufall, so wie es oft im Leben ist. Ich hatte eigtl. auch schon mit einem Sponsor vereinbart gehabt, dass ich die ganze Meisterschaft mit der nächsten höheren Fahrzeugklasse fahren würde, und das waren Rallye 4 Fahrzeuge, bin dann aber mit einer Herzmuskelentzündung ausgefallen, gleich am Anfang der Saison. Ich hab somit die ersten 2 Meisterschaftsläufe verpasst. Und dann kam plötzlich der Anruf von Manfred (Stohl, Anm.) ob ich nicht den E-Cup für ihn fahren möchte. Er konnte mich auf keiner Starliste finden, und so fragte er, was los sei. Ob ich zum Rallye-Fahren aufgehört hätte. Und dann hab ich ihm die Story erzählt, und gesagt, ja, das Angebot würde mich interessieren. Es gab daraufhin ein paar Meetings, und ich hab dann den Vertrag unterschrieben, mit der Voraussetzung den E-Cup zu fahren, bis ich wieder gesund bin. Eine Woche vor dem Start war ich beim Kardiologen, und gleich danach ging’s schon los, mit dem E-Rallye-Fahren. Das war eigentlich die erste europaweite Rennserie. Vorher bin ich nur in Österreich gefahren. Der erste Lauf war also in Sullingen, Deutschland, das was vor 3 Jahren, also 2021 bin ich zum ersten Mal den E-Cup gefahren.

(KB) Auf welche Erfolge kannst du bereits zurückblicken bzw. auf welche Leistungen blickst du besonders gerne zurück?

Der erste große Erfolg war definitiv der Racing Rookie, wo einhergehend das Rookie Rallye Team gegründet worden ist – worauf ich nach wie vor sehr stolz bin. Wir waren weltweit die ersten in diesem Bereich. Es gab zuvor nur eine schule in England, wo es ähnliche Projekte gegeben hat, aber da war keine Truppe, die das alleine auf die Beine gestellt hat, eine Schule ist dahinter gestanden.
Es gibt ja auch das Racing Student Programm von der TU Wien, das halt von einer Universität gestützt wird. Mit dem Rookie Rallye Team sind wir in der ORC 2000 Klasse (Österreichischer Rallye Cup, Anm.) Meister geworden. Das war sicher zum Einstieg einer der größten Erfolge. Ein Highlight im E-Cup war definitiv im letzten Jahr den Weltmeisterschaftslauf zu gewinnen, nachdem ich durchgehend 2 Jahre gefahren bin und ums Podest gekämpft habe. Dass das dann am Ende der Saison so aufgeht, und wir dann gegen die Konkurrenz so dominant gewinnen konnten, also eigentlich mit sehr viel Vorsprung den Sieg an uns gerissen haben, das macht schon stolz, vor einer Kulisse des Weltmeisterschaftslaufs. Ich habe selten so viele Leute auf der Strecke gesehen. Es war auch für mich eine Prämiere: ich hatte schon länger vor, bei einem Weltmeisterschaftslauf zuzuschauen, und jetzt war ich gleich in der glücklichen Lage nicht nur dabei zu sein, sondern dabei auch aktiv im Auto zu sitzen.

(KB) Eine wirklich tolle Sache ist ja das Projekt YOUNG PEOPLE WORKING FOR THE FUTURE. Wie kam es
zu dieser Projektidee mit der HTL Mödling und wie sieht eure Zusammenarbeit aus?
Das ist auch gleich ein guter Übergang, da du ja zuvor gesagt hast, dass es auch Projekte wie etwa jenes der TU Wien gibt.

Es kam tatsächlich so: Ich bin als Absolvent zum „Tag der Offenen Türe“ gegangen, hab dort dem Abteilungsvorstand erzählt, dass ich jetzt eine Firma hab, und nach wie vor im Rallye Sport aktiv bin. Was gleich Begeisterung auslöste, da noch in Erinnerung war, dass im Rallye Sport mal etwas gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern gemacht worden war. Bzw. mit meinen damaligen Schulfreuenden auf der HTL Mödling, und wir auch von der HTL geehrt worden waren. So ist er direkt auf mich zugegangen, ob ich nicht ein aktuelles Projekt für die Schülerinnen und Schüler hätte, sodass man diese für die technische Ausbildung motivieren könne. Darauf hab ich gemeint, dass wir eigentlich genau das gleiche wieder machen könnten, so wie ich es damals mit meinen Freunden umgesetzt hatte. Nur dass wir es halt jetzt für die ganze Abteilung machen. Sein Wunsch war, den Zugang einer Vielzahl an Schülern zu ermöglichen, dass eine große Zahl einmal den ganzen Ablauf durchlaufen könne. Und so wurden die 3. und 4. Klassen für dieses Projekt ausgewählt. Die 5. Klasse muss sich auf Matura konzentrieren, und die unteren Klassen sollen von den 3.- und 4.-Klasslern motiviert werden. Also wenn sie es bis zur 3. Klasse schaffen, dass sie dann aktiv bei so einem Renn- Projekt mitwirken können.

(KB) Schön, dass das so ein Gemeinschaftsprojekt ist, jetzt mal für die Schule selbst gesehen, so dass die
Klassen sich gegenseitig unterstützen und motivieren können.

Ja, das ist definitiv das Ziel der HTL Mödling. Also nicht nur für die Schulausbildung motivieren, sondern dass auch ein gewisses Team-Building untereinander umgesetzt wird. Das ist im Rennsport wichtig, und was für die Schülerinnen und Schüler ganz interessant – und auch für uns schön zu sehen ist: es muss zum ersten Mal richtig Verantwortung übernommen werden. Ich fahr z.B. mit 150 km/h durch den Wald, und wenn jemand die Aufgabe hat, die Räder dafür entsprechend festzuziehen, so muss man sich darauf verlassen können, das kontrolliert keiner nach. Es ist ein anderes Arbeiten, wie
man es von der Schule gewohnt ist, wir sagen einfach: ‚Achtung, fahren wir los!‘ Man wird aber nicht ins kalte Wasser gestoßen, es gibt einen Vorbereitungstag, wo ganz klar vermittelt wird, dass auf niemanden gewartet werden kann. Bei so einem Projekt ist viel Geld im Spiel. Da helfen spätere Entschuldigungen nichts. Man wird entsprechend eingeschult, dass die jeweilige Arbeit wirklich verlässlich umgesetzt wird. Man muss für sich selbst die Verantwortung übernehmen, dass alles passt. Wir zwingen ja niemanden dazu: man geht einen Vertrag ein, wo den Anforderungen des Personals Folge geleistet wird, und die Jugendlichen für ihre Aufgabe Verantwortung übernehmen. Das taugt den Schülerinnen und Schülern, denn in so einer Situation waren sie zuvor noch nie, auch nicht bei manchen Praktikumsplätzen. Und wenn man dann gemeinsam als Team Erfolge feiert, motiviert dich das zusätzlich.
Ich hab auch Feedback vom Abteilungsvorstand bekommen, dass er den ‚Team-Spirit‘ spürt, das ist es, was die Sache ausmacht, das merkt man durch und durch. Am Liebsten wären sie nur noch bei den Rallyes. Das Glück hab auch ich damals nicht gehabt: Hätte es zu meiner Schulzeit schon so ein Projekt gegeben, wär ich jedes Wochenende zur Rallye gefahren. Da ist etwa ein Schüler der schon im Jahr davor mitgemacht hat, der war bei den ersten Rennen mit dabei. Und er hat Fotoausrüstung mit gehabt, war bei fast jedem Lauf der Österr. Meisterschaften vor Ort, hat sich selbst Unterkunft organisiert – wir hätten für eine Bezahlung nicht genug Budget zur Verfügung gehabt. Jedenfalls hat er dann geniale Fotos und Videomaterial zur Verfügung gestellt. Dem haben wir als Dankeschön zum Abschluss letztes Jahr ermöglicht, dass er in diesem Jahr mit einem professionellen Fotografen auf die Rennstrecke darf, zu einer Rallye mit Presse-Akkreditierung. – So etwas wäre sonst nicht möglich, als Schüler. Aber solche Dinge haben wir dann ermöglicht um zusätzlich zu motivieren, das zu machen, was einem Spaß macht. Das ist ja für Schülerinnen und Schüler auch nicht selbstverständlich. Jeder, der da jetzt mitkommt – ich glaub nicht, dass sie alle Mechaniker werden sollten, wenn sie nicht danach in eine Höhere Schule gehen. Aber der Motorsport zeigt einmal die ganzen Möglichkeiten auf, die da offen stehen, mit der Ausbildung. Du musst Budget-Pläne erstellen, Presse-Aktivitäten setzen, Marketing machen, mit vielen Leuten sprechen, ein gewisses Netzwerk aufbauen. Da sind wir dabei, sie bestmöglich dabei zu unterstützen. Aber nutzen müssen sie es selbst. Das hab ihnen selbst auch gesagt: Wir stellen ihnen den Opel-Motorsport-Chef vor, einen Manfred Stohl sieht man auch nicht alle Tage, und er braucht permanent Personal. Ich sag: ‚Ihr müsst mit den Leuten reden. Was stellt ihr euch vor? Da habt ihr die Kontakte. Was ihr damit macht, bleibt euch überlassen.‘ Es ist zu führen, wie jedes andere Unternehmen auch. Das hab ich im Rookie Rallye Team auch gut gelernt, wie es in der „echten Welt“ draußen ist. Wie ich dann mein Unternehmen gegründet hab, war da jetzt nicht irgendwie etwas großartig Neues mit dabei. Ich hab genauso wie beim Rallye-Sport die Budget-Pläne gebraucht, hab Sponsoren gebraucht, hab eine Leistung verkaufen müssen, und die Qualität muss da passen. Das Team im Hintergrund muss natürlich auch stimmen, und koordiniert sein, damit alles funktioniert. Und da ist der Rallye-Sport oder der Motor-Sport sehr umfangreich.
Was hab ich da noch für ein Beispiel: Ein Schüler hat mich irgendwann einmal angerufen, und gefragt, ob ich nicht irgendeine Transportfirma kenne. Er war dabei das erste Mal ein Auto auf einen Hänger zu verladen, das war für ihn spannend und interessant. Klar, solche Möglichkeiten gibt es in der Schule nicht. Einen hab ich letztes Jahr mit meinem Auto fahren lassen, das Auto von der Start-Ziel Rampe ins Parkverdeck – das erzählt er wahrscheinlich immer noch der Oma (lacht). Es sind halt Emotionen, die wir den Schülern mitgeben wollen. Harold ist der Projektbeauftragte, und nachdem das eine internationale Sache war und es nicht möglich war, dass wir als Team anreisen. Er kümmert sich darum, dass die Schüler rechtzeitig bei der Rallye vor Ort sind. Teilweise fliegen wir, teilweise fahren wir mit dem Auto. Und da ist es seine Aufgabe, etwa selbständig Notizen zu machen. Über die Schüler. Denn wir wollen ihnen ja Feedback geben. Auch wenn jemand etwas unachtsam ist, so müssen wir darüber Feedback geben, damit man daraus lernen kann, für die Zukunft.
Also was das Projekt betrifft: da sind wir sicher die Einzigen, die so etwas machen. Förderungen sind
schwierig, bzw. haben wir keine bekommen. Das Projekt ist also eines, das ich zur Gänze finanzieren
muss.

(KB) Liegt das vielleicht daran, dass der E-Motorsport noch so eine Art Pionierfeld ist, wo man Sponsoren erst motivieren muss, dass sie da einsteigen, oder liegt es daran, dass es vielleicht in diesem Bereich noch wenig Unterstützung gibt?

Also Motorsport generell ist leider Gottes – vor allem in Österreich ein bisschen eine Nischensportart, das muss
man schon sagen. Vielleicht auch, weil man denkt, das wäre nicht nachhaltig genug, nicht ökologisch vertretbar. Aber da passiert gerade im Rallye-Sport sehr viel:
Wenn man etwa an die Remote-Service-LKWs denkt, die den Rallye-Autos hinterher gefahren sind, um schnell Reifen wechseln zu können – das alles gibt es ja nicht mehr. Es gibt ein zentrales Service, ab und zu Reifenzonen zum Wechseln der Reifen. Unterlagsplanen sind verpflichtend, damit kein evtl. auslaufendes Öl in den Boden dringen kann. Und die Rallyes selbst versucht man als Veranstaltung so kompakt zu halten, dass möglichst wenig Kilometer gefahren werden. Bei Sponsor-Terminen habe ich schon öfter vorgerechnet, dass beim Schisport, der in Österreich sehr hoch bewertet wird, und wenn
man im Vergleich dazu den Rallye-Sport gegenüberstellt – egal, ob da jetzt 40 Autos im Kreis fahren oder nicht – ein Hauptproblem ist: wie kommen die Zuschauer dort hin? Das sind ja genau die Leute, die wir wollen. Die die Sponsoren brauchen, die die Sportler brauchen.
Der Schifahrer braucht zwar bei der Abfahrt keinen Benzin, da gibt es also weniger CO2 Ausstoß. Aber wie kommt er die Piste rauf? Wie werden die Pisten präpariert? Und von den Schneekanonen redet man gar nicht. Es ist also ein bisschen eine Augenauswischerei.
Und da ist jetzt natürlich dieses Elektro-Thema, wo Opel wirklich die einzigen in dem Bereich sind,
sehr interessant jetzt für mich. Als Fahrer bist du mitten in der Entwicklung drinnen. Bist der Pionier einer Sportart. Und das ist jetzt alles schon sehr spannend. Was Opel da daraus für einen Nutzen erzielt, was sie intern für die Entwicklung nutzen, das wissen wir nicht, das werden wir auch gar nicht erfahren. Es ist ein tolles Projekt. Und um international Kilometer zu sammeln, sicher das einzige Projekt, das es aktuell gibt.

(KB) Spannend. Was möchtest du jungen Talenten mitgeben? Welche Tipps hast du für sie?

Tja, hoffentlich haben sie reiche Eltern. Das macht die Sache einfacher (lacht). Na, ich glaub, das Wichtigste für jeden jungen Sportler ist, dass man sich von Anfang an darüber traut, probiert. Das ist am Anfang sicher schwieriger, wenn man nicht das nötige Netzwerk dafür hat. Und da ist es wichtig, dass man sich einen Mentor sucht, der bereits lange in dem Sport tätig war. Dann hat man gleich auch die Möglichkeit ein entsprechend gutes Netzwerk zu nutzen. Und natürlich sportliche Ratschläge zu bekommen. Das war bei mir definitiv der Papa. Da gab es das nötige Umfeld, in dem ich aufgewachsen bin. Als kleiner Bub hab ich als „Mechaniker“ beim Papa mitgeschraubt. Und dann war es endlich so weit, dass ich die Pedale erreicht hab, und dann war ich an der Reihe zu fahren.

(KB) Bist du selbst in gewisser Weise schon Mentor für Jungtalente?

So würd ich das jetzt nicht sagen, aber es gibt natürlich immer wieder Talente. Etwa beim letzten Racing Rookie, 20 jähriges Jubiläum, jetzt ist die Serie vorbei – und da wurde ich angerufen, ob ich Beifahrer empfehlen könnte. Also das kommt schon immer wieder vor, dass jemand auf mich zukommt, und sich Tipps holen will, Ratschläge. Aber in einer richtigen „Mentoren-Rolle“ bin ich nicht, weil da hab ich selbst sicher noch genug zu lernen.
Wobei: Der Reini Gass, ein lieber Freund von mir, der fährt heuer seine erste Rallye als Beifahrer – und der holt sich schon viele Tipps von mir ab: Etwa, was kommt im Auto alles auf mich zu, als Beifahrer? Da hab ich dann Christina Ettel gesagt, sie als Beifahrerin soll mal mit ihm reden, dann bekommt er Infos aus erster Hand. Ich selbst bin ja die ganze Zeit hinter dem Lenkrad und kann halt aus dieser Perspektive bestmöglich Tipps und Ratschläge geben. Und auch, wenn jemand z.B. Tipps bei der Erstellung von Budget-Plänen benötigt, da helf ich gern, denn: warum soll man die Arbeit doppelt machen? (lacht).

(KB) Sehr motivierend! Danke, dass du dir die Zeit genommen hast, es ist spannend zu erfahren, was sich im Bereich des Motorsports tut, und in welche Richtung es gehen kann. Was ist dein jetzt aktuelles Ziel, dein nächstes Ziel?

Also, dieses Jahr den E-Cup zu gewinnen! Da ist der Hauptpreis im Jahr darauf die ganze Junioren Europameisterschaft zu fahren. Im Werks-Cockpit von Opel-Motorsport, und das ist wirklich eine Riesen-Chance, denn Opel ist der einzig Hersteller, der für die Jugend ein Förderprogramm anbietet.
Der Cup ist aber kein Zuckerschlecken. Man muss in der Lage sein, sich das finanzieren zu können. Es gibt auch ein Preisgeld – aber man darf jetzt nicht glauben, dass da etwas übrig bleibt, da ist man schon froh, wenn man sich nach der Begleichung aller Spesen noch einen Satz Reifen kaufen kann. Aber es ist auf jeden Fall die einzige Chance, da mitzumachen, ohne selbst enorme finanzielle Mittel mitbringen zu müssen, in die Europameisterschaft zu kommen. Und da wären halt die Steps: Junioren Europameisterschaft zu gewinnen, dann Junioren Weltmeisterschaft, und irgendwann im Werks- Cockpit in der Rallye Weltmeisterschaft. Nächste Zielsetzung ist es in die Europameisterschaft zu schaffen. Es müsste schon einiges schiefgehen, dass sich das nicht ausgehen sollte. Aber ja, ist halt ein technischer Sport, da kann es jederzeit passieren, dass es auf einmal ein Gebrechen gibt. Aber, gleicher Fokus wie immer: überall durchfahren, Punkte mitnehmen, und dann sind wir guter Dinge.

(KP) Wenn Schülerinnen und Schüler bei dir übers Wochenende mitfahren: sind das vom Bildungsministerium genehmigte Zeiten?

Ja, für die Schule ist es eine schulbezogene Veranstaltung. Einerseits bekommt man für diesen Zeitraum „schulfrei“ und andererseits ist so eine Veranstaltung dann auch versicherungstechnisch gedeckt. Zunächst war ja mein Wunsch, dass es ein Pflichtpraktikum wird, man muss ja auch in Summe irgendwo 2 Monate gearbeitet haben, um dann bei der Matura antreten zu dürfen. Aber da geb es die Problematik, dass es sich nicht um eine volle Woche handelt. Eine entsprechende
Aufteilung hätte sich zu kompliziert gestaltet. Es ist für die Schülerinnen und Schüler eine spannende Arbeit. Sie bekommen aber kein Gehalt. Finanziert wird aber alles: Flüge, Unterkunft, Verpflegung.
Das wird alles von uns bezahlt. Es gibt zwar kein Gehalt, aber sie sehen es für sich als Chance in diesen Bereich des Motorsports hineinzukommen. Es gibt da durchwegs gutes Feedback. Auch von den Eltern, die oft nicht glauben können, dass da keine Kosten auf sie zukommen. Hauptsponsor von diesem Schulprojekt ist der ÖAMTC. Seit 2018 ist es mir ein Anliegen, dass der ÖAMTC als Mobilitäts-Club sich da einbringt. Obwohl das natürlich auch nicht ganz einfach ist, etwa in Hinblick auf die Vereinsstatuten. Aber natürlich will man sich die Chance für so ein internationales Projekt nicht entgehen lassen: Elektrisch – und die größte Schule Europas im Schlepptau. Ich bin somit auch stolz darauf, dass ich der erste Markenbotschafter des ÖAMTC bin. ÖAMTC ist ja mit Motorsport groß geworden, in letzter Zeit wurde er auch vermehrt als Radfahr-Club und Elektro-Club kommuniziert. Mit unserem Projekt haben wir so einen großen Verein begeistern können, da
mitzumachen. Kürzlich hat uns ein Präsident des Vereins in Weiz besucht, er hatte gemeint, er war zuvor noch nie bei so einer Rallye live mit dabei, er hatte jetzt erstmals die Chance dazu. Auch Lehrlinge waren in Weiz vor Ort: Es wurde eigens ein Shuttle-Bus für ÖAMTC Lehrlinge organisiert, weiters für Schülerinnen und Schüler der HTL Mödling, auch HTL Weiz und HTL Steyr.
Mittlerweile ist
es also wirklich so, dass Schulen auf uns zukommen, weil sie mit dabei sein möchten. Insofern wäre es gut, mehrere Partner und Sponsoren zu finden, damit genügend Budget auch für andere Projekte zur Verfügung steht. Denn es ist ja nicht so, dass ich nur 8 Rallyes im Jahr fahren muss. Es geht sich halt momentan nicht mehr aus.

(KP) Ein Thema, das ich persönlich wichtig finde: Wenn Schüler der HTL erwähnt werden, da gibt es natürlich auch Schülerinnen: Für mich als Unternehmerin ist es wichtig, dass diese KFZ Technik auch großartig mit Frauen besetzt ist, die einen unfassbaren Job leisten. Ich war bei der Weiz Rallye mit dabei, die 2 Mädels von der HTL waren mit Luca dann auf der Bühne. Sie waren so stolz, so herzig, sie haben sich so gefreut, dass Luca, Christina, ja das ganze Team so einen Erfolg eingefahren hat, und dass sie dann auf der Bühne stehen durften.

Definitiv! Wir waren auch im ORF: Beifahrerinnen sind Schülerinnen aber auch z.B. junge Technikerinnen von
der KFZ Technik, die sagen, wir wollen da dabei sein.
Die ersten 2 Mädchen, die mit dabei waren, waren aus Frankreich. Es hat geschüttet, wie aus Schaffeln, das war ihnen komplett egal. Von wegen Fingernägel schmutzig oder so. Nein, raus in den Gatsch, Reifen wechseln. Cool und selbstbewusst gezeigt, was sie drauf haben. Da wird nicht unterschieden, Bursche oder Mädel. Alle müssen die gleiche Leistung erbringen. Die Mädchen machen das sensationell. Es war noch niemand dabei, wo man sagen, könnte, nein, das wird nichts. Den Schülerinnen taugt das. In Weiz, da ist einem Kollegen passiert, dass er beim Testlauf im Wald das Auto so richtig vernichtet hat. Dann haben wir 3 Mechaniker um mein Auto stehen gehabt. Da gab es dann nicht mehr so viel zu tun für die Schülerinnen, aber sie sind dennoch locker geblieben und haben ausgeharrt.
Wenn ein Mädchen zur Veranstaltung mitfährt, gibt es ein Mädchen als Begleitperson. Bei einem Burschen einen Burschen. Doppelzimmer sind ohnehin nicht gestattet. Und wenn – theoretisch – jemand am Mittwoch in den Flieger steigen würde, fürs Rennen, und wenn er oder sie plötzlich unerwartet am Donnerstag heim muss, dann muss ich schauen, dass der Heimweg gesichert ist. Das gibt es in einem Angestelltenverhältnis nicht, da heißt es zugesagt ist zugesagt. Es werden also immer etwaige Hindernisse berücksichtigt, aber so etwas ist bis jetzt noch nicht vorgekommen. Es ist eher so, dass da keiner nach Hause will, egal welches Wetter ist. Einfach den Renn-Spirit für ein ganzes Wochenende genießen.

Lieber Luca,
Vielen Dank für das nette Gespräch! Wir wünschen Dir viel Glück für die bevorstehenden Rennen und freuen uns bereits mit dir auf die nächsten Erfolge!

Weiterführende Links:
► LUCA PRÖGLHÖF Racing:
www.proeglhoef.racing
HTL Mödling – Projekt YOUNG PEOPLE WORKING FOR THE FUTURE: https://htl.moedling.at/fahrzeugtechnik/news/young-people-working-future-0
► ÖAMTC: www.oeamtc.at/presse/oeamtc-und-europas-groesste-schule-kooperieren-in-sachen-e-mobilitaet-70504623 

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Fotos: © Katrin Pröglhöf, Luca Pröglhöf Racing


+++ UPDATE +++ Presse-Aussendung +++
PRÖGLHÖF FEIERT SEINEN ERSTEN INTERNATIONALEN TITIEL

Siebter Saisonlauf des ADAC Opel Electric Rally Cup “powered by GSe” 2024. Der Österreicher Luca Pröglhöf macht in Frankreich vorzeitig den Cupsieg klar. Luca Pröglhöf hat bei der Rallye Coeur de France nichts anbrennen lassen und sich bereits
beim vorletzten Wertungslauf der Saison den Titel im weltweit ersten elektrischen Rallye-Markenpokal gesichert. Dem 25-Jährigen und seiner Beifahrerin Christina Ettel genügte bei der Asphalt-Veranstaltung rund um Vendôme ein zweiter Rang hinter den Spaniern Alex Español/Daniel Rivera de la Red. Der vierte Rang reichte den Brüdern Anthony und Adrien Rott nicht, um Pröglhöf beim Finale in drei Wochen bei der Central European Rally (Rallyeweltmeisterschaft) den Titel noch streitig machen
zu können.
Im Ziel war die Freude beim neuen Champion groß:

Es war eine der herausforderndsten Rallyes, die ich je gefahren bin, weil für uns die Risiko- Minimierung im Vordergrund stand. Unser Plan ist voll aufgegangen, wir sind sauber durchgefahren, haben keine Fehler gemacht und keine Probleme gehabt. Jetzt sind wir überglücklich und ein bisschen sprachlos. Dass es hier schon mit dem Titel geklappt hat, ist grenzgenial. Nun können wir beim Finale völlig frei im Kopf fahren und den WM-Lauf genießen. Vielen Dank an mein Team und meine Sponsoren, die immer an mich geglaubt haben!

Mit dem vorzeitigen Meisterschaftssieg ist für den österreichischen Nachwuchspiloten ebenfalls klar, dass er 2025 in der Junioren Europameisterschaft starten wird. Dies als Werksfahrer von Opel Motorsport, denn das ist der Hauptpreis
des Siegers der internationalen elektrischen Rennserie. Aus diesem Grund sitzt er bald wieder im Rennwagen. Bei der „OBM Land der 1000 Hügel Rallye“ wird erstmalig ein Opel Corsa Rally4 pilotiert, um wichtige Erfahrungen für die Saison 2025 zu sammeln.

Danke an Stohl Racing & Waldherr Motorsport, die mir die Gelegenheit bieten, im Rally4 die ersten Meter auf Asphalt zurückzulegen. Aktuell sind wir dabei, noch einen Sponsor zu finden, der es mir ermöglicht, heuer noch zwei Schotter-Rallyes zu fahren. Da weiß ich einfach, dass man in der Europameisterschaft gegen die ganzen Nordländer ohne Erfahrung keine Chance hat.

Punktestand ADAC Opel Electric Rally Cup “powered by GSe” nach 7 von 8 Läufen:
1. Pröglhöf 217 Punkte. 2. Rott 175. 3. Español 156. 4. Lemke 115. 5. Chalvin 94. 6. Wittenbeck 91. 7. Pottier 70. 8. Hangodi 66. 9. Baudet 65. 10. Melse 37. 11. Kamermans 33. 12. Den Hartigh 24. 13. Bayer 20. 14. Felke 13

Weiterführende Links:
► ADAC OPEL Electric Rally Cup 2025: https://www.motorsport-xl.de/news/2024/ADAC-Opel-Rallye-Cup/ADAC-Opel-Electric-Rally-Cup-powered-by-GSe-geht-2025-in-die-fuenfte-Runde-54677.html

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Fotos: © Scene Car – ADAC; Vendôme, Weiz – Gudrun Muschalla Photography